Thema Bildschirmmedien und Kinder

Handy-frei nicht nur in unserer Praxis!

Wenn Sie mit Ihrem Kind bei uns in der Praxis sind, dann wundern Sie sich vielleicht über die vielen Hinweise auf ein Handy-Verbot in unseren Praxisräumen. Wir möchten damit für Eltern, Kinder und auch für Jugendliche ein Zeichen setzen.

Der Berufverband der Kinder-und Jugendärzte empfiehlt das erste eigene Smartphone für Jugendliche, die mindestens 16 Jahre alt sind. Absurd, völlig weltfremd sagen Sie? Es gibt jedoch gute Gründe für diese Empfehlung, da es inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Studien gibt, die die negativen Folgen für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen aufzeigen (z.B. Sprachentwicklungssverzögerung, ADHS, Verhaltensprobleme, Schwächen bei Grob-und Feinmotorik, Übergewicht). Es gibt sehr gute Tipps und Ratschläge im Netz zum Thema Kinder und Medienkonsum, z.B. auf den Seiten des Berufsverbands „Kinderaerzte im Netz“ oder beim Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Allgemein sollen Bildschirmzeiten für Kinder so gering wie möglich sein und altersabhängig wie folgt begrenzt werden:

  • 0-3 Jahre: null Minuten
  • 4-6 Jahre: max. 30 Minuten
  • 7-11 Jahre: max. 1 h
  • 12-18 Jahre: max. 2 h

Wie eigentlich immer in Erziehungsfragen ist es sinnvoll, gleich von Anfang an Regeln aufzustellen, an die sich alle halten. Hier dürfen die Erwachsenen als Vorbild vorangehen und benutzen ihr eigenes Smartphone möglichst nicht, wenn das Kind dabei ist. Ein Kleinkind, das erlebt, dass die Eltern und Großeltern gern mit ihm bauen, spielen, basteln, malen, klettern, mit ihm Bücher anschauen und beim Spaziergang die Welt erklären, fragt nicht nach einem Handy. Es lernt allmählich, wie man sich mit Spielzeug und vielen anderen Materialien kreativ selbst beschäftigen kann. Es entwickelt eigene Ideen. Bei schlechtem Wetter ist der Besuch in einer Gemeindebücherei immer eine tolle Idee. Dort gibt es neben Büchern oft auch Spiele und CDs auszuleihen. Das konzentrierte Anhören einer Geschichte (CD, Toniebox) fördert die Sprachentwicklung und regt die Phantasie an. Bildschirmmedien hingegen bieten zu viele Reize gleichzeitig. Überschreitet man hier regelmäßig die oben angegebenen zeitlichen Richtwerte oder lässt gar nicht altersgemäße Inhalte zu, so hat das negative Folgen für die kindliche Entwicklung.

Ganz kleine Kinder brauchen für ihre Entwicklung die ständige Aufmerksamkeit der Eltern. Die ersten Signale des Babies und Kleinkindes — Blickkontakt suchen, Lächeln, erstes Lautieren — erfordern die entsprechende ermutigende Reaktion der Eltern. Lassen sich Eltern hier ständig ablenken durch ihr Smartphone, können sie nicht angemessen reagieren, und das führt beim Baby dann zu wiederholter Enttäuschung, Resignation und Rückzug und letztendlich auch zu Störungen der Sprachentwicklung. Sollten Sie beim Lesen dieses Textes nun feststellen, dass Sie vielleicht bisher etwas „falsch gemacht“ haben, dann möchte ich Sie ermutigen, einfach für Veränderung zu sorgen. Zum Glück sind Kinder sehr lern- und anpassungsfähig. Wenn Sie den Medienkonsum Ihres Kindes einschränken und sich stattdessen Zeit für gemeinsame Aktivitäten (s.o.) nehmen, dann wird das mit Sicherheit funktionieren und Ihr Kind wird sich in eine positive Richtung entwickeln. So wie man den Schnuller abgewöhnen kann, so kann man auch Fernsehen und Smartphone wieder abgewöhnen. Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Hilfe brauchen!